Mit ‘Abgrund’ getaggte Beiträge

Der abwesende Dritte

In der Liebe gibt es ihn immer: Einer – manchmal sehr bestimmt, manchmal unbestimmt – der in seiner Abwesenheit immer anwesend ist. Im Idealfall, wenn der Liebe keine äußerlichen Widerstände im Weg stehen, ist es der Tod. Oder aber die Gewissheit, dass man den Anderen als Wesen nie ganz wird fassen können, dass man also lediglich zu zweit ein kleines bisschen weniger alleine ist.

Was in dieser Form eine schmerzliche Gewissheit sein mag, könnte aber auch als Grundmerkmal der romantischen Liebe gedeutet werden. Also als etwas, dem es zu begegnen gilt, das man aushalten muss, bei dem kein Wegschauen hilft. Die Umkehrung ganz abgeschlossen hätte man in der Liebesbeziehung zu einem vergebenen Anderen. Der betrogene Dritte würde dann die Stelle des abwesenden – und damit anwesenden – Dritten einnehmen, die Stelle des Unbestimmten, das wie ein Fatum hereinbrechen kann, das mit seiner Gewalt alles in den Abgrund reißen würde. Eine Liebe, die das aushalten könnte, würde über den Satz „bis in alle Ewigkeit“ nur herzhaft lachen – und dennoch ganz bei sich selbst sein.

Metaphysik

Metaphysik (Photo credit: blindkoala)

Bevor ich zu den Gedanken komme, einige Daten zur Person Levinas.

Professor Dr. phil. Emmanuel Levinas wurde 1906 in Kaunas (Litauen) geboren. Gestorben ist er 1995 in Paris. Er lebte seit 1923 in Frankreich, studiert Philosophie in Straßburg und Freiburg i. Br. Nach dem Krieg war er Leiter des Israelitischen Lehrerseminars in Paris. Seine Schwerpunkte lagen in den Bereichen Judentum und Philosophie.

Was nun meint die Aussage „Sprengung des Logos“? Ist es die Sprengung der Vernunft? Ist es die Sprengung der Definition von Vernunft? Gemeint ist hier nicht mehr und nicht weniger als die Sprengung des Kerngedankens der modernen Ethik, nämlich die Autonomie des freien Subjekts.

Klingt hart und der Aufschrei ist groß, doch bevor wir unseren Reflexen nachgeben, sollten wir die Gründe für diese „Sprengung“ genauer anschauen.

Ausgehend von seinem Werk „Totalität und Unendlichkeit“ (1961) können die darin enthaltenen Thesen in zwei Kernaussagen zusammengefasst werden:

Soziale Beziehung sind zum einen mehr, als ihre kausalen, logischen und intentionalen Verknüpfungen.

Soziales „konstituiert und transzendiert“ Welt und von diesem her wird so etwas wie „Beziehung“ überhaupt erst verstehbar.

Insofern ist nicht Ontologie oder Erkenntnistheorie die erste Philosophie, sondern die Ethik.

Und sie ist es auch, die die eigentliche Metaphysik darstellt.

Man könnte auch sagen, dass es um ein Jenseits der sinn-stiftenden Subjektivität geht.

Das absolut Andere, das ich ganz untheoretisch und alltäglich antreffe im Mitmenschen.

Praxis und Theorie als Modi einer Transzendenz sozusagen, die, wie schon gesagt, als Metaphysik bezeichnet wird.

Denn das Gesicht des Anderen in seiner Leibhaftigkeit ist immer mehr als die Leibhaftigkeit selbst.  Vielleicht ist es  Nietzsches Abgrund, der in uns hineinblickt.

Der Antlitz des Anderen als metaphysischer Abgrund.

Dramatisch und faszinierend, aber auch irrational?

Der „Andere“… was ist das?

Die Spur geht über Platon, Aristoteles, über Thomas von Aquin, dann über Kant, Fichte, Hegel und schließlich zu Husserl (der den Ausdruck „Intersubjektivität“ erfand und die Frage nach dem Anderen neu stellte), der Heidegger provozierte, Gadamer nötigte, Mead anregte, Habermas rührte und wiederum die franz. Postphänomenologen auf den Plan brachte:

Sartre

und letztendlich Levinas…,

bei dem ich verweilen möchte.

Später dazu mehr…