Mit ‘Finger’ getaggte Beiträge

Der Ohrenzwicker

Veröffentlicht: Januar 5, 2013 von kynischetonne in Eigene Texte, Literatur
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Einst unterhielt ich mich mit einem Ohrenzwicker.
Er lief mir während meiner Gartenarbeit über den Weg.
Als er mich bemerkte, fragte er mich höflich, ob er mich übernehmen dürfe.
Ich verstand nicht und fragte, was er damit meinte.
Der Ohrenzwicker kletterte meinen Fuß hoch auf mein Knie,
wo er es sich bequem machte und sich niederließ.
Er wolle den Gedanken schmecken, sprach er.
Ich entgegnete ihm, daß ich mit meiner Gartenarbeit beschäftigt sei und keine Zeit für so etwas hätte.
Er entschuldigte sich und bat mich beharrlich ihm zu erklären, wo er den Gedanken sonst finden könne, wenn nicht in meinem Ohr.
Der Ohrenzwicker setzte seinen Weg fort, meine Oberschenkel hinauf.
Ich sah wie sich die Zacken an seinem Hinterleib bewegten.
Er wolle göttlich werden, sprach er.
Ich fragte ihn, ob er wisse, wie man zu Gott werden könne.
Er hatte nun meine Brust erreicht.
Er antwortete, dass die Befruchtung schon stattgefunden habe und Götter dabei waren heranzureifen zur ewigen großen Geburt. Er wolle heilig werden und noch mehr verstehen.
Er krabbelte meinen Hals hoch.
Doch ich griff nach ihm und nahm das Insekt zwischen mein Zeigefinger und meinem Daumen.
Ich sah ihn genau an.
Der Ohrenzwicker wehrte sich, wand sich hin und her, versuchte sich zu befreien. Vergeblich! Er war mir unrettbar ausgeliefert. Er schrie immer wieder, ich solle ihn doch in mein Ohr lassen.
Ich sagte ihm, daß ich mit meiner Gartenarbeit beschäftigt war und wirklich keine Zeit für so etwas hätte
und zerdrückte ihn.

Pädagogisch sinnloses Fingermärchen

Veröffentlicht: November 14, 2012 von kynischetonne in Eigene Texte, Literatur
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„Bist du blöd, oder was?“
schrie der Daumen, nachdem ihn der Hammer getroffen hatte.
Blut spritzte an seinen Seiten heraus und er hing nur noch schlaff von der Hand herab.

Nach einiger Zeit bemerkte der Zeigefinger, daß der Daumen nicht mehr auf seinem Posten war. Unerhört! Das musste er sofort melden.
Er hatte sowieso noch ein Hühnchen mit ihm zu rupfen. Denn er fand, dass ihm dieser Sonderposten gar nicht zustand, da er inkompetent, genauer gesagt, zu kurz war.
Ich werde dir nicht helfen, dachte sich der Zeigefinger. Möge der Posten frei werden für den, dem es eigentlich zustand. Nämlich für ihn selbst.
Der Zeigefinger schnippte den Daumen kurz an, der seinerseits baumelnd, irgendwie keine Ähnlichkeit mehr mit einem Daumen hatte.

Der Mittelfinger sah, was der Zeigefinger getan hatte und auch er stattete dem Daumen einen kleinen Besuch ab.
„Wegen dir, wegen dir durfte ich mein Leben lang die Drecksarbeit machen. Mir ist es scheißegal, was mit dir passiert ist. Hast du jemals einen anderen aufgefordert mir zu helfen? Nein!“.

Und auch er wandte sich ab.

Der Ringfinger hatte einen kleinen Blutspritzer abbekommen, doch dies irritierte ihn kaum.
„Ich habe Wichtigeres zu tun. Ich muss nämlich diesen kostbaren Ring tragen. Steht er mir denn nicht ganz ausgezeichnet?“.

Der kleine Finger hatte von all den Geschehnissen kaum etwas mitbekommen. Denn er konzentrierte sich den ganzen lieben langen Tag nur auf das, was der Ringfinger zu sagen hatte.
„Du bist wunderschön, ach, und dieser RING, er STEHT dir wirklich ganz ausgezeichnet“.
Und so versuchte er den Ringfinger zu imitieren.

Das Bewusstsein des Engels stellte sich die Frage, was ihm das Geschehene sagen will.

Die Hand ist nicht mehr zu gebrauchen, kam sogleich die Antwort.

So zog er sein Flammenschwert und schnitt sie ab.