Winterwind

Veröffentlicht: Dezember 22, 2014 von kynischetonne in Eigene Texte, Literatur
Schlagwörter:, , , , , ,

Zodiakallicht. http://de.wikipedia.org/wiki/Nacht#mediaviewer/File:Zodiakallicht.jpg. Gemeinfrei

Winterwind
Bewegte Luft
Bewegter
Berührter
Berührender

Kalt streichelst du die Wange
und lockst hinaus in die Dunkelheit

 

Autonomie, d. i. die Tauglichkeit der Maxime eines jeden guten Willens, sich selbst zum allgemeinen Gesetze zu machen, ist selbst das alleinige Gesetz, das sich der Wille eines jeden vernünftigen Wesens selbst auferlegt.

(Kant, Immanuel: Grundlegung zur Metaphysik der Sitten.  Ausgabe der Preußischen Akademie der Wissenschaften. Berlin: 1900ff, 444)

Träume haben

Veröffentlicht: Mai 29, 2014 von kynischetonne in Befindlichkeit, Philosophie
Schlagwörter:, , , ,

Bodysurfing_3_2008

„Träume haben“
ist eine romantische Ahnung vom „Weggeschwemmt werden“.
Aber das „Weggeschwemmt werden“ ist nicht mal das Schlimmste.
Manche mögen das sogar.
Surfer zum Beispiel,
die reiten sogar auf dem „Weggeschwemmt werden“…

Gedanken zum Wissensbegriff

Veröffentlicht: Mai 21, 2014 von kynischetonne in Philosophie
Schlagwörter:, , , , , ,

Flammarion

Eine der zentralen Fragen bei Kant ist: „Was kann ich Wissen?“
Was er herausgearbeitet hat, sind die Denkformen der Vernunft, die Erfahrung und Erkenntnis zuallererst ermöglichen.
Gegenüber den analytischen –  aus der Erfahrung ableitbaren Erkenntnisse –  hat er das synthetische erfahrungsunabhängige Denken ergründet, beispielsweise die Bedingungen der Geltung von Urteilen
(wenn Friedrich körperlich größer ist als Wilhelm und Wilhelm größer als Immanuel, dann ist Friedrich auch größer als Immanuel).
Das ist keine Meinung, auch keine empirische Analyse. Ich muss auch nichts nachmessen, und ein offenes Spiel von Beliebigkeiten ist es auch nicht.
Ich bin hier nicht durch Meinung (die eher zufällig wahr hätte sein können) darauf gestoßen, dass Friedrich größer ist als Immanuel, sondern durch einen in der Denkstruktur liegenden (nötigenden) Schluss.

Vielleicht spielt zwischen Meinung und Wissen daher die Zufälligkeit auch eine Rolle.

Ein Vorschlag:
Überzeugung, die zufällig wahr ist, könnte Meinung sein.
Überzeugung, die nicht zufällig wahr ist, könnte Wissen sein.

Zwischenreich

Veröffentlicht: Mai 10, 2014 von kynischetonne in Befindlichkeit, Philosophie
Schlagwörter:, , ,

Wenn ich mit meiner Hand die andere anfasse,
bin ich dann Berührender oder Berührter?

Ewige Wiederkunft

Veröffentlicht: Mai 10, 2014 von kynischetonne in Befindlichkeit
Schlagwörter:, ,

„Wieder geschafft!“ 
dachte sich Sisyphos 
und freute sich insgeheim…

800px-Selasphorus_rufus1

Die Reflexion treibt manchmal seltsame Blüten.

Nehmen wir beispielsweise die philosophische Reflexion über den Sinn.
Da macht sich unser Geist von seinem ureigensten Ort auf und beginnt zu suchen. Aber er verlässt seinen Standort nicht wirklich, sondern betrachtet sich eher in der Art einer Spiegelung.
So versucht er in dieser Selbst-Beschauung sein Dasein zu interpretieren und scheitert, weil er nicht weiß, wo er anfangen und aufhören soll.
In dieser großen Fremde hält kein Anker.

So geht er stattdessen dazu über alles zu entwerten, da er nicht adäquat interpretieren kann. Es ist ihm nicht möglich. Ist es nicht sogar so, dass das „Adäquate“ das „Interpretieren“ ausschließt?
Damit nicht genug, setzt er diese Entwertung als seinen Wertungsmaßstab und als seine (Pseudo)-Interpretation von Dasein.
Doch die Entwertung als Reflexionsprinzip frisst sich selbst und das ahnt er.
So fällt auch dieser Anker mitsamt dem Seil in den Abgrund und lässt nichts zurück.  Keinen Sinn,  Sinnlosigkeit, ein Treiben auf dem Ozean der Leere und des Schweigens.

Doch je weiter er sich auf diesem weiten und leeren Ozean auf das Schweigen einlässt, umso mehr beginnt er sich selbst von seinem ureigensten Ort her zu hören. Oder besser gesagt, er wird sich seiner Sinne gewahr, wie sie ihn permanent mit Sinn versorgen. So beginnt er langsam zu verstehen, dass der Sinn ihn schon immer berühren konnte, schmecken, fühlen, ja sogar sehen und auch riechen und dass sich diese Impressionen schon immer von selbst verbanden und die Leere mit Klang füllten, oder eben mit Sinn.
Wie kann das sein, fragt er sich?

Während unser Geist auf der Suche nach dem Sinn war, „begriff“ die Hand. Sie hat die Form und die Materie verstanden.
Während unser Geist den Sinn nicht finden konnte, nahm der Mundraum schon zusammen mit der riechenden Nase gustatorisch Sinn „wahr“.
Sie interpretierten auf ihre Weise nicht entwertend. Sie haben der Materie ein neues Verständnis von ihr abgerungen.
Während unser Geist langsam ahnte, „sahen“ die Sinne schon. Bevor unser Geist sich über das Sehen bewusst wurde, hatten sie schon lange verstanden.
Das Auge hat das Licht und den Raum verstanden. Es hat ihn nicht entwertend interpretiert.
All diese „Sinne“ haben ihren Sinn aus einer geheimnisvollen und unschuldigen Interpretation ihrer eigenen „Ek-stase“.
Dadurch eröffneten sie sich ihre Welt und wurden zu kleinen Philosophen.
Das Auge ein Philosoph des Sehens, die Ohren Philosophen des Hörens und so fort.
Obwohl sie Experten in ihren Bereichen waren, schotteten sie sich aber nicht voreinander ab. Im Gegenteil, sie verbanden sich in einer Liebesheirat, ihre Umgebung verstehend und Sinn findend.

In diesem Lichtkreis stehen wir nun und reflektieren, wohl wissend dass auch die obigen Gedanken nichts weiter als Reflexionen sind.

Es ist paradox, aber während wir in der gedanklichen Reflexion krampfhaft nach Sinn suchen, brandet zeitgleich der Sinn an unserem Leib und macht die Sinne voll.

Die Reflexion treibt manchmal seltsame Blüten.
Sinnliche Reflexionsblüten.

Werdende Spur

Veröffentlicht: Mai 7, 2014 von kynischetonne in Eigene Texte, Literatur
Schlagwörter:, , , ,

800px-Decorative_Walking_Path_Parkings

Gesprochene Zeit,
gesprochene Zeit,
verweile noch einen berührenden Hauch lang,
ehe du verschwindest
und zu einer Spur wirst.

800px-Theodoor_Rombouts_(1597-1637)_-_Prometheus_-_KMSK_Brussel_25-02-2011_12-45-49

Noch bevor im Anfang das Wort war, war es die Atemnot.
Sie war es, die zuallererst das Wort als Schrei nach Erlösung von ihr selbst hervorbrachte (denn wird man sich nicht nach dem ersten aller Atemzüge des Angesichts der ewigen Atemlosigkeit gewahr, der so zum Urgrund allen Schreiens werden muss?)

Dieser Schrei nun gebar die Titanen, die durch ihr wildes und panisches Um-sich-schlagen den Raum erschufen.
Der Raum war der erste aller Frevel, weil seine Weite die atemberaubende Maßlosigkeit war
und an den Anfang des Wortes erinnerte (wegen dieser Schuld banden die Götter die Titanen und nahmen ihnen den Atem).
Durch diese Erinnerung kam aber das Leiden, das als Hintergrundrauschen des Raumes allgegenwärtig war.
Niemand konnte ihm entfliehen und deshalb musste er gebändigt werden.
Die Menschen versuchten es, indem sie den Titanen die Schuld gaben (war es denn nicht Prometheus gewesen, der die Menschen mit dem Feuer an die erste Atemnot erinnerte?).

Mit der Schuldzuweisung kam die Relation in den Raum.
Sie ermöglichte es nun, die Maßlosigkeit ihrer Weite mit dem Maß zu binden.
Doch die Menschen bemerkten erst viel zu spät, dass die Relation sie selbst im Raum in den Mittelpunkt setzte.
Die zuschauenden Götter verwandelten sich. Sie wurden zu den Menschen, die sich vereinten zu dem einen Gott (die Pluralität wurde durch den Blick – den die Relation schuf – , Einheit).
Anstatt den zuschauenden Göttern zu antworten, mussten sie sich nun selbst antworten.
Auch die Schuldzuweisung fiel auf sie zurück, denn sie vernahmen nun den ersten Schrei nach Erlösung von der Atemnot bei sich selbst.  Sie waren dieser Schrei geworden, denn dieser Schrei war das Wort und das Wort war Gott (was die Menschen nicht wussten, aber bald verspürten, war, dass sie die Atemnot dadurch herbei riefen).

Mit diesem neuen und einzigen Gott schwand langsam die Fähigkeit des Atmens unter den Menschen, so dass sich einige von ihnen auf den Weg machten, Prometheus zu suchen und ihn um Hilfe zu bitten.
Einer fand ihn schließlich in der Einöde, gefesselt und an seiner Seite blutend. Er litt unerträgliches Leid – das ihm der Raum in Form eines Adlers – immer wieder von neuem – zufügte. Der Mensch hatte Mitleid und befreite den Lehrer aller Menschen.
Und weil Prometheus dem Menschen sehr dankbar war, verriet er ihm das Geheimnis des Atmens, um ihn von dem giftigen Einfluss des Schreis – das ja auf die unendliche Weite der Atemlosigkeit verwies – zu heilen.

Er sprach: „Es gibt kein Schrei jenseits des Atmens. Das Atmen ist das Werden des Schreis, aber auch sein Vergehen. Das Atmen ist auch Werden des Raumes und auch das Werden des Werdens. Es bleibt nicht stehen, es hört nicht auf.
In seinem Werden wird es aber niemals das Gleiche sein.
Es ist immer neu. Es ist frische Luft, die die Weite berührt und an diesem Ort euer eigenes nie aufhörendes Werden ist.“

Der Kyniker sagt…(9)

Veröffentlicht: Mai 1, 2014 von kynischetonne in Der Kyniker sagt..., Philosophie
Schlagwörter:, , ,

bth_205819_162277070497712_5832488_n_zpsc66787f0

Zu wissen, dass man nichts weiß… 
was ist das nichts anderes, 
als sich auf das Singuläre einzulassen…?