Mit ‘Atmen’ getaggte Beiträge

800px-Theodoor_Rombouts_(1597-1637)_-_Prometheus_-_KMSK_Brussel_25-02-2011_12-45-49

Noch bevor im Anfang das Wort war, war es die Atemnot.
Sie war es, die zuallererst das Wort als Schrei nach Erlösung von ihr selbst hervorbrachte (denn wird man sich nicht nach dem ersten aller Atemzüge des Angesichts der ewigen Atemlosigkeit gewahr, der so zum Urgrund allen Schreiens werden muss?)

Dieser Schrei nun gebar die Titanen, die durch ihr wildes und panisches Um-sich-schlagen den Raum erschufen.
Der Raum war der erste aller Frevel, weil seine Weite die atemberaubende Maßlosigkeit war
und an den Anfang des Wortes erinnerte (wegen dieser Schuld banden die Götter die Titanen und nahmen ihnen den Atem).
Durch diese Erinnerung kam aber das Leiden, das als Hintergrundrauschen des Raumes allgegenwärtig war.
Niemand konnte ihm entfliehen und deshalb musste er gebändigt werden.
Die Menschen versuchten es, indem sie den Titanen die Schuld gaben (war es denn nicht Prometheus gewesen, der die Menschen mit dem Feuer an die erste Atemnot erinnerte?).

Mit der Schuldzuweisung kam die Relation in den Raum.
Sie ermöglichte es nun, die Maßlosigkeit ihrer Weite mit dem Maß zu binden.
Doch die Menschen bemerkten erst viel zu spät, dass die Relation sie selbst im Raum in den Mittelpunkt setzte.
Die zuschauenden Götter verwandelten sich. Sie wurden zu den Menschen, die sich vereinten zu dem einen Gott (die Pluralität wurde durch den Blick – den die Relation schuf – , Einheit).
Anstatt den zuschauenden Göttern zu antworten, mussten sie sich nun selbst antworten.
Auch die Schuldzuweisung fiel auf sie zurück, denn sie vernahmen nun den ersten Schrei nach Erlösung von der Atemnot bei sich selbst.  Sie waren dieser Schrei geworden, denn dieser Schrei war das Wort und das Wort war Gott (was die Menschen nicht wussten, aber bald verspürten, war, dass sie die Atemnot dadurch herbei riefen).

Mit diesem neuen und einzigen Gott schwand langsam die Fähigkeit des Atmens unter den Menschen, so dass sich einige von ihnen auf den Weg machten, Prometheus zu suchen und ihn um Hilfe zu bitten.
Einer fand ihn schließlich in der Einöde, gefesselt und an seiner Seite blutend. Er litt unerträgliches Leid – das ihm der Raum in Form eines Adlers – immer wieder von neuem – zufügte. Der Mensch hatte Mitleid und befreite den Lehrer aller Menschen.
Und weil Prometheus dem Menschen sehr dankbar war, verriet er ihm das Geheimnis des Atmens, um ihn von dem giftigen Einfluss des Schreis – das ja auf die unendliche Weite der Atemlosigkeit verwies – zu heilen.

Er sprach: „Es gibt kein Schrei jenseits des Atmens. Das Atmen ist das Werden des Schreis, aber auch sein Vergehen. Das Atmen ist auch Werden des Raumes und auch das Werden des Werdens. Es bleibt nicht stehen, es hört nicht auf.
In seinem Werden wird es aber niemals das Gleiche sein.
Es ist immer neu. Es ist frische Luft, die die Weite berührt und an diesem Ort euer eigenes nie aufhörendes Werden ist.“

Herrschaft der Stille

Veröffentlicht: Februar 19, 2013 von kynischetonne in Eigene Texte, Literatur
Schlagwörter:, , , , ,

389px-StAnne-Faras-MNW-close

Schweigen am anderen Ende der Leitung.

Kein Atmen ist zu hören, nur Stille.

Wir schweigen uns gegenseitig an.

Auch ich habe aufgehört zu atmen,

um die Stille völlig herrschen zu lassen.

428px-Gentile_da_Fabriano_077

Held
Wie so viele
Halbleiter
steht und wartet
Wo ist er hin?
Mein Regenschirm bereit
Das Atmen ist öde
Langeweile als Muse
Im stillblickenden Auge des Hurrikans
Die vielen Fotos aus der Vergangenheit
hinfort
Weggeblasen aus meinem Herzen

Gefangen in einer Luftblase
Geht mir die Luft aus
Tod und Verderben
verheißen Erlösung
Ich möchte das Nicht-Atmen lernen
Bla bla…
…schönes Wetter heute
bla bla…
…und die Kinder
bla bla…
…Männer und Frauen
bla bla bla…
Blabelnd babeln sie mich zu Babelmus

Die Welt hört dort auf,
wo sie hätte anfangen sollen
Ich gehe umher und suche die Heiligen
Im Suchen werde ich meiner Gebrechen gewahr
Ein Suchen,

das Finden nicht unbedingt eingeschlossen,
eher ausgeschlossen
und kein Schlüssel weit und breit
Jemand sagt mir,
du trägst die Heiligen mit dir herum
Ich frage,
„Ja?“
und spüre ein seltsames Drücken im Magen.